Die Hand –

ein komplexes Körperteil

Orthopädische Klinik Hessisch Lichtenau - Handchirurgie

Handchirurgie – damit Sie wieder besser greifen können

Dank unseren Händen können wir Dinge berühren, ertasten und ergreifen. Auch wenn die Hände flächenmäßig klein sind, stellen sie wichtige Körperteile dar, die eng mit dem Gehirn verbunden sind. Entsprechend einschneidend sind die Auswirkungen bei Beeinträchtigungen der Handfunktion.

Die Handchirurgie unserer Klinik bietet Ihnen ein breites Behandlungsspektrum. Insbesondere im Bereich der Handrekonstruktion mit Haut- und Knochendefekten nach Verletzungen ist ein Schwerpunkt entstanden. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Operation bei verschlissenem Daumensattelgelenk (Rhizarthrose). Gleichzeitig behandeln und operieren wir natürlich auch die häufigen handchirurgischen Krankheitsbilder wie die Vernarbung der Hohlhand (M. Dupuytren), Nervenengpässe (Karpaltunnelsyndrom, Sulcus-ulnaris-Syndrom) sowie Sehnenengpässe (schnellender Finger: Digitus saltans, Engpass im 1. Strecksehnenfach am Handgelenk: Tendovaginitis stenosans de Quervain). Bis auf die Replantationen im Handbereich werden an unserer Klinik alle handchirurgischen Verletzungen versorgt.

Die Handchirurgie hat an der Orthopädischen Klinik Hessisch Lichtenau eine lange Tradition. Durch eine enge Kooperation mit unserem Zentrum für Tetra- und Paraplegie, der Klinik für Handchirurgie in Neustadt sowie der Sahlgrenska Universitätsklinik in Göteborg/Schweden können wir Ihnen mit geeigneten Gastoperateuren auch handchirurgische Spezialoperationen bei Lähmungen von Arm- und Handmuskeln auf internationalem Niveau anbieten. Diese Operationen werden in Deutschland nur an wenigen anderen Zentren routiniert durchgeführt.

Behandlungsspektrum

Speichenbruch am Handgelenk (distale Radiusfraktur)

Die körperferne Speiche bricht in der Regel bei Stürzen auf das ausgestreckte Handgelenk. Wenn bei älteren Menschen dann noch eine Minderung der Knochendichte (Osteoporose) vorliegt, reichen geringe Kräfte aus, um einen schwerwiegenden Bruch zu verursachen.

Leider sehr leicht. Der Speichenbruch am Handgelenk zählt mit 10-25 % zu den häufigsten Knochenbrüchen des Menschen. Er tritt in jedem Lebensalter auf, gehäuft entsteht er bei Kindern zwischen dem 6. und 10. Lebensjahr sowie bei Erwachsenen zwischen dem  60. und 70. Lebensjahr.

Durch einen Sturz auf das Handgelenk werden zu hohe Kräfte auf die Speiche übertragen. Der Knochen gibt nach und es kommt zu einem Bruch (Fraktur). Dabei kann es zu Verletzungen anderer Strukturen wie der Elle, den Handwurzelknochen sowie den umliegenden Strukturen (z.B. der Gelenkkapsel und den wichtigen Bändern der Handwurzel) kommen. Insbesondere ist oft der knorpelige „Gelenkpuffer“ auf der Kleinfingerseite des Handgelenks sowie das Umwendgelenk zwischen Elle und Speiche betroffen.

Die klinischen Merkmale eines körperfernen Speichenbruches sind neben dem starken Schmerz eine Bewegungseinschränkung sowie eine Verformung des Handgelenkes an der entsprechenden Stelle. Manchmal entsteht sehr schnell ein Bluterguss am Handgelenk, aber dieser ist in vielen Fällen erst später deutlich zu sehen.

Dies hängt von vielen Faktoren ab. Bei Brüchen im Wachstumsalter korrigieren sich mindestens bis zum 10. Lebensjahr viele Fehlstellungen im Bruchbereich; sie „wachsen sich sozusagen aus“. Spätestens ab dem 12. Lebensjahr korrigieren sich Fehlstellungen nicht mehr zuverlässig, hier müssen exakte Röntgenbilder das genaue Ausmaß der Fehlstellung zeigen. Erst hiernach ist es möglich, eine Aussage über die notwendige Behandlung zu treffen.

Bei Brüchen im Erwachsenalter ist insbesondere der Schaden an Knorpel und Bändern im Handgelenk sowie die exakte Gelenkstellung entscheidend. Während sich bei Zerstörung des Gelenkknorpels eine Arthrose des Handgelenkes oftmals auch durch eine optimale Behandlung nicht vermeiden lässt, ist durch eine Operation eine Wiederherstellung der Gelenkfläche bei Stufen- und Spaltbildungen möglich.

Trotz optimaler Therapie: Durch diese Brüche wird das Handgelenk mit allen angrenzenden Geweben stark geschädigt und vernarbt in der Folge. Mit einer gewissen Bewegungseinschränkung des Handgelenkes muss gerechnet werden, eine Berufs- oder Erwerbsunfähigkeit ist jedoch selten.

Die genaue Art der Verletzung kann erst nach genauer körperlicher Untersuchung und entsprechenden Röntgenaufnahmen gestellt werden. Handelt es sich um einen komplizierteren Bruch, der ins Gelenk einstrahlt, so ist oft ein Schichtröntgen (CT)notwendig, um den genauen Verlauf der Bruchlinien zu erkennen und so zu entscheiden, ob und wie am besten operiert wird. Nicht bei jedem Sturz auf das Handgelenk kommt es zu einem Bruch oder einer schwerwiegenden anderen Verletzung.

Ähnliche Erscheinungsbilder können bei einer Prellung oder Verstauchung entstehen. Es ist jedoch wichtig, andere schwerwiegende Verletzungen auszuschließen. Dazu zählen Sehnen-, Bänder-, Nerven- und Gefäßverletzungen, Handwurzelknochenverrenkungen und Brüche der anliegenden Handwurzel- und Mittelhandknochen. Zur Unterscheidung sind in der Regel mindestens zwei Röntgenaufnahmen des Handgelenkes erforderlich. Diese können durch entsprechende Spezialaufnahmen, ein Schichtröntgen (CT) oder in seltenen Fällen durch eine Kernspintomografie ergänzt werden. Oft ist es auf den ersten Röntgenbildern nicht sicher möglich, sehr feine Bruchlinien zu erkennen. Dann kann es sinnvoll sein, nach einem Zeitraum von sieben bis zehn Tagen die Untersuchung zu wiederholen, da feine Bruchlinien dann besser zu sehen sein können.

Ziel der Behandlung ist es, eine weitgehend normale, also anatomische Form des Handgelenkes wiederherzustellen. Das heißt, die Bruchstücke müssen möglichst wieder in ihre ursprüngliche Position zurückgebracht werden. Dies ist die Voraussetzung für eine möglichst normale Funktion. Das Geraderichten des Knochens kann geschlossen (ohne Eröffnung der Haut) oder offen (Eröffnung der Haut und Darstellung des Knochens) erfolgen. Hier sind die Übergänge zwischen konservativer und operativer Behandlung fließend.

Bei Kindern genügt es in der Regel, den Bruch geschlossen in die richtige Stellung zu bringen und mit einem Gips ruhig zu stellen.  In vielen Fällen und bei geeigneten Brüchen kann der Bruch zunächst mit einer Verschiebung eingegipst und nach sieben bis zehn Tagen so aufgeschnitten und umgeformt werden, dass der Bruch wieder in einer idealen Form steht (sogenannte Gipskeilung). Die Vorteile: geringere Schmerzen und keine Betäubung.

Auch wenn bei unterschobenen Brüchen eine konservative Behandlung möglich ist, sehen wir häufiger Brüche, die sich verschoben haben oder nicht stabil im Gips ausheilen würden. Hier ist dann eine Operation erforderlich. Dies beginnt nach dem Darstellen des Bruches und dem Geraderichten. Um danach eine erneute Verschiebung der Bruchstücke zu verhindern, kann eine Fixierung der Knochenstücke mit körperverträglichem Material wie Drähten oder Platten notwendig sein. Bei bestimmten einfachen Bruchformen können Drahtstifte unter Live-Röntgenkontrolle durch die Haut (also ohne Schnitt) in den Knochen gedreht werden. Bei komplizierten Brüchen sind  Hautschnitte erforderlich, um die Bruchstücke darzustellen, korrekt anzuordnen und dann mit Platten oder  Schrauben zu fixieren.

Nach Beendigung der Operation ist eine Ruhigstellung in einem kleinen Gipsverband für normalerweise zwei bis drei Wochen sinnvoll. Hierbei können kleinere Bandverletzungen und Knorpelschäden ausheilen, die bei der Operation nicht angegangen werden mussten. In dieser  Zeit sind jedoch Bewegungen aus dem Gips heraus unter Anleitung und Unterstützung eines Krankengymnasten sinnvoll. Dabei ist besonders wichtig, die Finger von Beginn an bis zur vollen Streckung und in den kompletten Faustschluss voll durchzubewegen. Sollte der Gips dies nicht zulassen, muss er entsprechend geändert werden.

Bei einer Versorgung mit Drahtstiften sollten diese wieder entfernt werden, da diese nicht vollständig im Knochen verschwinden und die Sehnen, die über das Handgelenk laufen, reizen können. Einzelne Schrauben und Platten müssen nicht entfernt werden, sofern diese nicht stören. Wir verwenden in der Regel Titanimplantate, die der Körper nicht als Fremdmaterial erkennt.

Unverschobene Brüche können mit einem Gips für ungefähr drei Wochen behandelt werden. Meistens ist eine Belastung des Handgelenkes erst nach sechs Wochen möglich. Falls die einzelnen Bruchstücke verschoben sind, ist ein Geraderichten des Bruches in örtlicher Betäubung  erforderlich. Bei Kindern sollte dies nur unter einer Allgemeinnarkose erfolgen, da die örtliche Betäubung für Kinder oft unangenehm ist und in sehr schlechter Erinnerung bleibt.

Kann ich selber etwas für meinen Heilverlauf tun, z.B. Vitamine, Kalzium oder andere Medikamente einnehmen?

Sie können sehr viel für einen guten Heilverlauf tun: Wenn Sie Raucher sind, sollten Sie den Nikotinkonsum aussetzen oder (wenn dies nicht möglich ist) soweit wie möglich reduzieren, da Sie hierdurch eine nachweislich bessere Knochenheilung und ein geringeres Risiko für Wundheilungsstörungen haben. Ebenso gibt es bestimmte Schmerzmittel, die die Knochenheilung nachteilig beeinflussen. Hier beraten wir Sie gerne.

Wichtig: Sollte aufgrund Ihres Alters, Ihrer Vorgeschichte oder Ihrer Knochenqualität eine Minderung der Knochendichte (Osteoporose) möglich sein, ist hier eine weitere Abklärung unbedingt sinnvoll. Denn hier kann durch entsprechende Tabletten der Knochen wieder aufgebaut werden und vielleicht der nächste Sturz ohne Knochenbruch ausgehen. Ansonsten ist eine gute Mitarbeit bei der Nachbehandlung sowie eine gute Ernährung natürlich wichtig für den Heilverlauf. 

Eine längerfristige oder bleibende Bewegungseinschränkung sowie ein vorzeitiger Verschleiß sind auch bei optimaler Therapie nicht immer zu vermeiden. Sollte dieser Zustand bei Ihnen nach einem Bruch bereits eingetreten sein oder es besteht eine schon verheilte schwerwiegende Fehlstellung, beraten wir Sie gerne über die Therapiemöglichkeiten. Auch nach langer Zeit kann durch die Korrektur einer Fehlstellung die Beweglichkeit verbessert und die Schmerzhaftigkeit gelindert werden. Im Gegensatz zu den meisten anderen Gelenken lassen sich die Schmerzfasern veröden, die die Beschwerden verursachen. Dies ist oftmals im Rahmen einer kleinen ambulanten Operation möglich.

Vernarbung der Hohlhand (Mobus Dupuytren)

Der Ausdruck „Morbus“ steht für Krankheit, in diesem Fall für eine zunehmende Verschwielung/Vernarbung des Hohlhandbindegewebes. Diese war von Baron Guillaume Dupuytren, einem französischen Chirurgen, erstmals 1832 beschrieben worden.

Die Hand wird an den betroffenen Abschnitten immer särker in die Faust gekrümmt, bis eine sinnvolle Funktion der Hand nicht mehr möglich ist. Dies fällt im Alltag anfangs insbesondere beim Händeschütteln oder beim Suchen von Münzen im Portemonnaie auf. Später ist die Hand dann weitgehend funktionslos.

Immer wenn die Handfunktion stark eingeschränkt ist, kann operiert werden. Es gilt jedoch: nicht zu früh operieren, da die Krankheit sonst schnell wiederkommen kann. Wenn es zu einem erneuten Ausbruch der Erkrankung im schon operierten Bereich kommt, ist die Operation sehr viel schwieriger, da in der Operationsnarbe die Blutgefäße und Nerven der Finger nur schwer zu identifizieren sind.

Nein, es ist aber in vielen Fällen sinnvoll, da etwaige Operationsrisiken durch die Vorteile der Operation weit überboten werden. Ebenso gibt es alternative Verfahren, bei denen über örtliche Einspritzung von bestimmten Substanzen (Kollagenase) die narbigen Stränge gelöst werden sollen. Dieses Verfahren hat jedoch eigene Risiken (insbesondere Sehnenrisse und Infektionen), die aus unserer Sicht so schwerwiegend sind, dass wir dieses Verfahren nur in absoluten Ausnahmefällen anbieten.

Eine genaue Zeit kann man hier nicht angeben. Dies hängt davon ab, wie viele Finger und Gelenke betroffen sind und in welchem Ausmaß. In der Regel dauert die Operation ein bis zwei Stunden.

Die narbigen Stränge werden entfernt, nachdem Nerven und Blutgefäße sorgfältig identifiziert und von den Narben getrennt worden sind. Bei danach noch verbleibenden Bewegungseinschränkungen der Fingergelenke (insbesondere der Fingermittelgelenke) werden hier verkürzte Bandstrukturen vorsichtig gelöst, bis der Finger wieder gut beweglich ist. Wenn die Finger zum Operationszeitpunkt schon sehr stark gekrümmt waren, fehlt Haut, damit die Finger nach der Operation wieder ausgestreckt werden können. Daher sind Hautverschiebungen und in seltenen Fällen Hauttransplantationen erforderlich. Bei der richtigen Planung und Umsetzung zeigt sich die Erfahrung des Handchirurgen.

Gleich nach der Operation muss das erreichte Bewegungsausmaß aufrechterhalten werden!
Dazu beginnt direkt am Tag nach der Operation die Krankengymnastik, mit deren Hilfe Sie die Finger – soweit möglich – beugen und (besonders wichtig) strecken. Dies kann dazu führen, dass die Wunden länger nässen; hier sind am Anfang meist tägliche und auch später regelmäßige Verbandswechsel notwendig. Diese werden anfangs durch unseren Operateur durchgeführt, da es in sehr seltenen Fällen zu Blutergüssen unter der Haut kommt, die nicht belassen werden sollten.

Da eine gute Wundheilung für den Erfolg der Operation notwendig ist, sollten Sie alle Substanzen vermeiden, die die Wundheilung stören. Dazu zählt insbesondere das Rauchen. Wenn Sie vor einer geplanten Operation das Rauchen ganz aufgeben möchten, beraten wir Sie gerne über geeignete Möglichkeiten.

Die Heilung der Hand dauert lange. Während die Fäden nach ca. zwölf Tagen gezogen werden können und sich die Operationswunden verschlossen haben, dauert es manchmal einige Monate, bis ein Endergebnis erreicht wird. Die meisten Patienten haben jedoch bereits am Tag nach der Operation eine bessere Beweglichkeit als während der Jahre oder Jahrzehnte davor.

Nein. Da Sie Ihre Hände ein Leben lang brauchen, operieren wir Sie entsprechend auch bei hohem Lebensalter.

Rufen Sie bitte unsere Klinikaufnahme oder das Chefarztsekretariat an. Die Telefonnummern lauten 05602-83-1823 oder 05602-83-1201. Bei speziellen Anfragen können Sie sich gerne mit unserem Aufnahmearzt verbinden lassen.

Dr. med. Jens Klingebiel

Chefarzt Allgemeine Orthopädie und Endoprothetik

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Tobias Radebold

Chefarzt Unfall- und Handchirurgie

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Dr. med. Franz-Josef Müller

Leitender Arzt Manuelle und Traditionelle Chinesische Medizin
Senior-Chefarzt Allgemeine Orthopädie und Endoprothetik

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Andrew Robinson

Leitender Oberarzt Allgemeine Orthopädie und Endoprothetik

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Dr. med. Valentin Stoltefaut

Leitender Oberarzt Traumatologie und Handchirurgie

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Dr. med. Urs Schöffel

Leitender Arzt Allgemein- und Viszeralchirurgie

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Katja Biel

Oberärztin

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Gediminas Bucys

Oberarzt
DRG-Beauftragter
Transfusionsbeauftragter

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Dr. med. Henrik Fahner

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Alexander Guschtschin

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Dr. med. Philipp Jungermann

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Mustafa Kilic

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Dr. med. Dennis Kornmann

Oberarzt

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Wenden Sie sich einfach an unser Fachzentrum für Orthopädie und Traumatologie, wir helfen Ihnen gerne weiter.

Fachzentrum Orthopädie und Traumatologie